Auslandskorrespondent ― was für ein Beruf ist das?

Der Auslandskorrespondent ist ein Journalist, der außerhalb des Landes arbeitet, wo seine Beiträge erscheinen. Es spielt dabei keine Rolle, ob er fest angestellt oder freiberuflich tätig ist oder für welches Medium er im Einzelnen arbeitet. Seine Berichterstattung richtet sich aber immer an ein sehr großes Zielpublikum und wird gewöhnlich im Auftrag eines (Medien-)Unternehmens erstellt. Das kann ein Verlag, ein privater TV-Sender oder eine öffentliche Radiostation sein.

Momentan sind etwa 875 Korrespondenten als feste Mitarbeiter im Ausland, die für deutsche Medienhäuser arbeiten. Die meisten von ihnen arbeiten innerhalb Europas (ca. 450) und in den USA (ca. 150). Nur rund 70 von ihnen sind in den „Entwicklungsländern“ beschäftigt. Das sind 8 % aller deutschen Auslandskorrespondenten weltweit. Aus Afrika berichten zurzeit gerade einmal 28 deutsche Korrespondenten. Manche von ihnen sind für die Berichterstattung aus bis zu 43 afrikanischen Ländern gleichzeitig verantwortlich. Im asiatischen Raum herrschen ähnliche Bedingungen. Hier decken manche Journalisten sämtliche Länder von Afghanistan bis Neuseeland ab.

Wenn man davon ausgeht, dass etwa 80 % der Weltbevölkerung in „Entwicklungsländern“ leben, erscheint die Zahl der Berichterstatter, die uns mit Nachrichten und Hintergrundinformationen von dort versorgen, lächerlich klein. Schnell wird hier klar: Die ungleichmäßige Verteilung von Berichterstattern über die Kontinente und Weltregionen hat Unregelmäßigkeiten im Nachrichtenfluss zur Folge.

Meldungen aus Südasien, Afrika oder Lateinamerika erreichen uns seltener als beispielsweise Berichte aus den USA oder Europa . Dazu kommen sie oft mit größerer Zeitverzögerung bei uns an und sind weniger umfangreich recherchiert. Der offensichtlich niedrigere Stellenwert der Nachrichten aus „Entwicklungsländern“ und der relative Mangel an umfassenden Informationen prägen unser Bild dieser Länder. Aber nicht nur unsere Weltsicht und Meinung wird durch die Berichterstattung der Auslandskorrespondenten beeinflusst, sondern auch wirtschaftliche und politische Entscheidungen.

Angesichts dieser Tatsache ist es bedenklich, dass in der Berichterstattung über „Entwicklungsländer“ solche Mängel bestehen. Hier klafft eine enorme mediale Lücke zwischen dem Grad der Aufmerksamkeit, den diese Länder aufgrund ihrer Größe und globalen Bedeutung als Lebensraum der meisten Menschen verdienen, und dem Maß an Aufmerksamkeit, welches sie in deutschen Medien auch tatsächlich bekommen.