Nachrichtenagenturen

Nachrichtenagenturen sind Netzwerke, die sich darauf spezialisieren, in möglichst knapper Form Nachrichten aus der ganzen Welt zusammenzutragen. Diese werden über sogenannte Ticker verbreitet. Tickermeldungen gelangen sehr selten unbearbeitet in Zeitung, Radio oder Fernsehen. Agenturen beliefern allerdings häufig Medienunternehmen mit Nachrichten, die dann in verschiedenen Medienprodukten zu Artikeln oder Berichten gemacht werden. Agenturen, das heißt: Produktion ja, eigene Veröffentlichungen nein.

Ursprünglich entstand der Agenturjournalismus aus der Börsenberichterstattung. Die frühen Agenturen verbreiteten neueste Kursänderungen der Börse per Ticker. Auch heute sind Wirtschaftsnachrichten noch ein wichtiges geschäftliches Standbein der Agenturen. Nicht Zeitungen und TV-Sender sind dabei die zahlungskräftigsten Kunden, sondern große Bankhäuser und die wichtigsten Börsen. Sie bezahlen hohe Summen für die Korrespondenz von z. B. Thomson Reuters (kurz Reuters), einer Agentur aus Großbritannien. Weiterhin gelten die Deutsche Presseagentur (kurz dpa), Associated Press (kurz AP, USA) und AFP (Agence France Press) aus Frankreich als wichtigste international tätige Agenturen. Die wohl entscheidendste Eigenschaft der Agenturen ist die hohe Geschwindigkeit, mit der sie arbeiten. Gerade in der modernen Wirtschaft lässt sich durch zeitliche Vorteile gegenüber Konkurrenten viel Gewinn erzielen. Die Geschwindigkeit, die große Agenturen auf dem globalen Markt für Nachrichten vorgeben, wird automatisch von anderen Akteuren übernommen. Der 24-Stunden-Nachrichtensender CNN, der manchmal neue Meldungen im Sekundentakt herausgibt, ist ein gutes Beispiel dafür. Agenturen dienen im Endeffekt als Motor der weltweiten Nachrichtenmaschine. Sie treiben die Beteiligten an, sodass der entstehende Druck zu Überlastungen führt. Schnelligkeit wird so zum journalistischen Dogma. Die Zeit für intensive Recherche und Hintergründe bleibt unter diesem Dogma oft auf der Strecke.

Gewissermaßen als Konstante im Mediengeschäft haben Auslandskorrespondenten die Aufgabe, Agenturmeldungen, die die Redaktion in Deutschland empfängt, zu bestätigen und gegebenenfalls zu einem längeren Bericht auszuarbeiten. Richten sie sich gegen diese Praxis, besteht die Gefahr, dass ihnen der Arbeitgeber mangelnde Arbeitsbereitschaft oder geringe Kompetenz vorwirft.

Es zeigt sich, dass sich die Arbeit der Agenturen einerseits stimulierend und inspirierend vor allem auf die Heimatredaktionen auswirkt. Den Korrespondenten schränkt diese Bevormundung aber andererseits oft in seiner eigenen Arbeit ein, da er nur das bestätigen soll, was als Meldung schon „auf dem Markt“ ist.