Die Macht der Worte
Die Sprache - Die eindeutig mehrdeutige Kommunikationsform
gleich zum Kleinen Wörterbuch der Definitionsmacht
Ein Wort - mehrere Bedeutungen
Sprache ist nicht eindeutig, sondern sie lässt, wie jede andere Kommunikationsform, auch Raum zur Interpretation. So kann ein und dasselbe Wort verschiedene Bedeutungen für den einzelnen Menschen haben und gleichzeitig kann sich die Bedeutung der Wörter im Laufe der Zeit verändern. Ein Beispiel hierfür ist das Wort Propaganda. Während die einen darunter die Verbreitung weltanschaulicher und politischer Ideen verstehen, denken die anderen bei diesem Wort an die bewusste Täuschung der Bevölkerung. Die ersten Benutzer dieses Wortes dachten an keine der Bedeutungen, sondern meinten die Verbreitung der christlichen Lehre.
Sprache ist nicht objektiv
Medien und Politiker nutzen die Spielräume der Sprache dazu, um bestimmte Sachverhalte in einem besseren oder schlechteren Licht darzustellen. So macht es einen großen Unterschied, ob von „friedenserzwingenden Maßnahmen“ oder von „Krieg“ gesprochen wird. Während man beim Wort „Krieg“ an Tote, Verletzte, Flüchtlinge und Zerstörungen denkt, vermitteln die Wörter „friedenserzwingende Maßnahmen“ den Eindruck, dass den Menschen etwas Gutes getan wird, obwohl diese Wörter nur das Wort Krieg umschreiben. Ebenso muss man zwischen den Wörtern „Freiheitskämpfer“ oder „Terroristen“ unterscheiden. Spricht man von „Afrikas Völkern“ oder „Europas Stämmen“? Sollte man von „Globalisierungsgegnern“ oder von der „globalen Gerechtigkeitsbewegung“ sprechen? All das hängt vom jeweiligen Standpunkt ab und zeigt sehr gut, dass schon hier eine objektive Sicht nicht gegeben ist und auch, dass es sie nicht geben kann!
Zusatzinformationen
Die Sprache wird dafür benutzt, uns bestimmte Sichtweisen vorzugeben, die unsere Meinung beeinflussen. Als beliebte Markierung des „anderen“ Deutschen/Menschen/Schriftstellers usw. wird gerne die Religionszugehörigkeit erwähnt, z. B. jüdisch. Zuweisungen dieser Art müssen nicht immer negativ sein, bewirken aber, dass dieses Merkmal für relevant erachtet wird, um Menschen einzuteilen. Vor allem, wenn es für den weiteren Text oder Bericht völlig irrelevant ist. Man macht das ja auch nicht mit Schuhgrößen oder Augenfarben. Genauso unwichtig ist die Hautfarbe. Diese wird aber schon wieder häufiger benutzt, obwohl es meist genauso wenig wichtig wäre. Als weiteres Beispiel kann die Bezeichnung „islamische Länder“ gennant werden. Recht selten spricht man von „christlichen Ländern“ und bei beiden sagt es nichts darüber aus, ob es sich um ein freies oder demokratisches Land handelt oder nicht.
Es kommt aber auch vor, dass auf die Unwichtigkeit eines Sachverhaltes hingewiesen werden soll und genau dieser Hinweis erst die Aufmerksamkeit darauf lenkt. Als Beispiel: „Der Unfall hat nichts damit zu tun, dass eine Frau am Steuer saß.“ Eine Nicht-Information gibt es nicht, jede präsentierte Information wird als relevant aufgenommen!
Informationsverlust durch Vereinfachung
Im journalistischen Alltag kommt es schon aus rein ästhetischen Gründen vor, dass Institutionen (wie z. B. die Regierung) mit der dazugehörigen Nation gleichgesetzt werden. Diese wird dann vermenschlicht, als ob sie selber wie ein einzelner Mensch handeln würde. Wenn z. B. ein Minister eines Landes XYZ auf einer Konferenz einen Vorschlag macht, so kann daraus schnell als Pressemeldung „Land XYZ schlägt vor“ werden. Dies hat zur Folge, dass z. B. nicht mehr zwischen Regierungen und Bevölkerung eines Landes unterschieden wird. Auch Aussagen von Mitarbeitern einer Organisation werden meist so wiedergegeben, dass die Organisation etwas verlautbart, aber nicht der einzelne Mitarbeiter. Das kann dazu führen, dass andere Zusammenhänge oder wirklich beteiligte Personen dadurch im Hintergrund oder im Dunkeln bleiben. Ein gutes Verständnis über Sachverhalte wird somit erschwert.
Große Unterschiede: „und“ statt „oder“
Eine weitere Feinheit ist etwa die Verwendung des Wortes „und“. Dieses eigentlich verbindende Sprachelement kann auch dazu verwendet werden, um Getrenntsein zum Ausdruck zu bringen, wie z. B. Deutsche und Juden, Menschen und Frauen oder Afrikaner und Fortschritt.